Freiland oder Folie – das ist hier die Frage?
Einfluss von Temperatur und dem eingesetzten Gießwasser
Im Bereich der Containerbaumschulen nimmt der geschützte Anbau stetig zu. Ein Beweggrund hierfür könnten die Witterungsverläufe der letzten Jahre sein. Produzenten versuchen mit Hilfe des geschützten Anbaus die Kulturzeit zu reduzieren und gleichzeitig bessere Qualitäten zu produzieren. Zudem lassen sich somit frühere Ordertermine leichter realisieren. Ein weiterer besonderer Vorteil ist der geringere Druck pilzlicher Krankheitserreger.
Bei der Produktion in Folientunneln oder Foliengewächshäusern sind einige Faktoren zu berücksichtigen, die im Vergleich zur Freilandcontainerkultur einen anderen Einfluss auf die Kulturen haben. Aus unserer Sicht als Düngerhersteller sind zwei wesentliche Punkte: der Temperatureinfluss und die eingesetzte Gießwasserqualität.
TEMPERATUR
Ein, wenn nicht der wichtigste zu beachtende Faktor beim geschützten Anbau, ist die Lufttemperatur. Bei der Auswahl der geeigneten Osmocote-Wirkungsdauer empfiehlt sich aufgrund der höheren Durchschnittstemperaturen im Topf/Container und unter Folie/Glas, eine längere Wirkungsdauer auszuwählen. Die Wirkungsdauer von allen Osmocote-Dauerdüngern bezieht sich auf eine Durchschnittstemperatur von 21 °C.
Zum Beispiel setzt Osmocote 5 mit 3–4 Monaten Wirkungsdauer seine Nährstoffe bei 21 °C über einen Zeitraum von ca. 100 Tagen frei. Damit ergibt sich eine tägliche Freisetzungsrate von ca. 1 %. Bei niedrigeren Durchschnittstemperaturen verlangsamt sich die Freisetzung, und die Wirkungsdauer verlängert sich wie in der untenstehenden Grafik dargestellt.
LICHT
Je nach Bedachung bietet der geschützte Anbau weitere Vorteile. Diffuses Licht wirkt im Unterschied zur direkten Sonneneinstrahlung nicht direkt auf die Pflanze ein. Dadurch können andere und auch gleichmäßigere Topftemperaturen erzielt werden als auf einer Containerfläche im Freiland.
Somit haben Pflanzen weniger Stress und meist auch eine niedrigere Blatttemperatur. Die Gefahr von Sonnenbrand wird zudem deutlich reduziert. Alles in allem sorgt dies für besseres Wachstum und eine höhere Pflanzenqualität.
Je nach Folien-Typ können 25 bis 90 % diffuses Licht ermöglicht werden. Bei Glasbedachungen können zusätzlich aufgebrachte Beschichtungen diesen Effekt erzeugen.
WASSERQUALITÄT
Der dritte, aber nicht weniger entscheidende Punkt bei der Kultivierung unter Glas/Folie ist die Wasserqualität. Im Gegensatz zum ungeschützten Anbau ist der Einfluss auf die Qualität der erzeugten Pflanzen deutlich größer.
Im geschützten Anbau werden aufgrund fehlender Niederschläge schädliche Salze wie Chlorid- oder Natriumverbindungen nicht mehr ausgeschwemmt und können sich anreichern.
Daher sollten für eine stressfreie Kultur stets aktuelle Wasseranalysen durchgeführt werden.
Bei zu hohem Natriumgehalt ist bei empfindlichen Kulturen wie Kirschlorbeer oder Acer japonica mit Qualitätsminderungen zu rechen. Bereits ab 25 mg/l Natrium in der Bodenlösung reagieren empfindliche Kirschlorbeersorten mit Blattrandnekrosen.
RICHTWERTE NACH ERNST SCHWEMMER
Sehr empfindliche Kulturen: Farne, Bromelien- und Orchideenanzucht, Aussaaten, geschlossene Kultursysteme
Empfindliche Kulturen: Azaleen, Eriken, Cymbidien, Primeln, Stecklinge
Mäßig empfindliche Kulturen: Cyclamen, Begonien, Gehölze im Container, Gerbera, Freesien, Rosen, Feingemüse
Wenig empfindliche Kulturen: Asparagus spreng., Chrysanthemen, Nelken, Kohlarten, Beetkulturen, Freiland
ICL-Empfehlungen für die Praxis
1. LÄNGERE WIRKUNGSDAUER:
Wählen Sie die nächsthöhere Wirkungsdauer im Vergleich zu der, die Sie im ungeschützten Anbau gewählt hätten. Die Dosierung kann in den meisten Fälle beibehalten werden. In einigen Fälle könnte jedoch eine leichte Erhöhung sinnvoll sein. Gerne unterstützt Sie hierbei Ihr ICL-Fachberater vor Ort.
2. OPTIMIERTE BEWÄSSERUNG:
Die Bewässerung sollte möglichst genau auf die Kultur, Topfgröße und Abstände angepasst werden. Im geschützten Anbau fehlen die natürlichen Niederschläge, die für eine gleichmäßigere Durchfeuchtung des Bestandes sorgen. Eine Applikation vom Benetzungsmittel H2Gro (1,5 ml/l) wirkt dem entgegen und verbessert Wasseraufnahme und Wasserverteilung in den Töpfen/Containern.
FAZIT
Alles in allem ist in der Gehölzproduktion der Anbau unter Glas oder Folie für zahlreiche Kulturen lohnenswert. Im geschützten Anbau können Kulturen mit höheren Wärmeansprüchen auch in kühleren Regionen in guter Qualität mit entsprechendem Zuwachs produziert werden (Bsp.: Prunus lusitanica, einige Sorten Prunus laurocerasus (u. a. die beliebte Sorte „Etna“, Rosen für den frühen Verkauf zum Muttertag, Hibiscus usw.).
Der starke Pilzdruck in feuchten Jahren ist unter Glas/Folie deutlich geringer, sodass weniger Fungizid-Behandlungen notwendig sind. Zudem können Kulturen trockener gefahren werden für eine bessere Wurzelqualität und kompakteren Wuchs.