Rasenpflege: Aerifizieren und Vertikutieren

Tipps zum Aerifizieren und Vertikutieren von Rasen- und allen anderen Grünflächen: Warum, wie und wie häufig diese wichtigen Pflegemaßnahmen eingeplant werden sollten.

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Aerifizieren

Das Aerifizieren ist eine wichtige Maßnahme der allgemeinen Rasenpflege. Wie oft und wie intensiv der betreffende Rasen „belüftet“ werden muss, hängt von mehreren Faktoren ab. Von besonderer Relevanz ist der Abnutzungsgrad der Rasenfläche in Kombination mit der Bodenart. Eine stark beanspruchte Fläche mit feinkörnigem, überwiegend lehmigem Boden ist anfälliger für Verdichtung und muss daher auch intensiver und regelmäßiger aerifiziert werden als eine wenig beanspruchte Rasenfläche mit leichtem Sandboden und guter Wasserdurchlässigkeit (Drainage).

 

Wozu muss ich meinen Rasen aerifizieren?

Ein gesunder Boden besteht aus einem Gemisch von festen Bodenbestandteilen, Wasser, Luft, Mikroorganismen und organischem Material. Das Aerifizieren sorgt für einen dauerhaft gesunden Boden mit einem ausgeglichenen Luft- und Wasserhaushalt. Ein gut durchlüfteter Boden kann Niederschläge und Bewässerung effizient aufnehmen. Eine gute Wasserdurchlässigkeit und Belüftung sind gewährleistet. Dies ist wichtig, da die meisten nützlichen Mikroorganismen aerob leben und Sauerstoff für ihren Stoffwechsel benötigen. In schlecht durchlüfteten Böden können die Mikroorganismen nicht normal funktionieren. Die Folge ist, dass organisches Material nicht abgebaut werden kann.

Außerdem benötigen alle Pflanzen für ein gesundes Wachstum und eine maximale Widerstandskraft in Stressphasen ein ausgedehntes Wurzelsystem, über das sie lebenswichtiges Wasser und Nährstoffe aufnehmen. In schlecht durchlüfteten Böden sind die Bodenporen aufgrund von hoher Belastung oder mangelnder Bodenstruktur durch Verdichtung kleiner. Dadurch gibt es weniger Platz für die Wurzeln und nur wenig Raum für Luft und Wasser. Eine bessere Durchwurzelung in gut durchlüfteten Böden hilft den Graspflanzen auch unter sehr heißen und trockenen Bedingungen zu überleben.

 

Die wichtigsten Ziele des Aerifizierens sind daher:

  1. Beheben von Bodenverdichtung
  2. Verbesserung der Oberflächenentwässerung
  3. Verbesserung der Durchlüftung des Bodens
  4. Verbesserung der Bodenstruktur
  5. Verbesserung der Durchwurzelung
  6. Förderung des Abbaus von organischem Material im Oberboden
  7. Erhöhung der Trockenheitstoleranz (indirekt durch Förderung eines tieferen Wurzelwachstums und Öffnung der Oberfläche zur Aufnahme von Regen- und Bewässerungswasser)

 

Welche Aerifiziermethoden gibt es?

Aerifizieren, also den Boden durchlüften, kann auf verschiedene Weise erfolgen. Im Wesentlichen werden dabei jedoch Schlitze oder Hohlräume im Boden geschaffen.

Je nach Form und Wirkungsweise gibt es verschiedene Schlitzgeräte: Messer oder Spoons. Die Schlitzgeräte bewirken eine mechanische Belüftung der Rasentragschicht, um das Wurzelwachstum und den Luftaustausch bei minimaler Beschädigung zu fördern. Das Schlitzen des Bodens wird am besten im Herbst und im Winter durchgeführt, da sich bei trockener Witterung im Frühjahr oder Sommer unter Umständen sichtbare Schnittkanten bilden können.

Die Verwendung von Spoons erfolgt am besten im Frühjahr und im Sommer. Spoons sind in verschiedenen Durchmessern und Längen erhältlich. Sie erzeugen jeweils eine runde, aber unauffällige Öffnung.

Beim Aerifizieren sollten die oberen 75–150 mm der Bodenschicht bearbeitet werden. Die Auswahl des Geräts hängt von der Größe und der Qualität der zu bearbeitenden Fläche ab. Große öffentliche Grünflächen mit vorwiegend groben Gräsern (mehrjähriges Weidelgras, und Wiesenrispengras) werden am besten mit einem Traktor und Anbaugeräten wie Trommelaerifizierer mit Vollspoons oder Schlitzmessern bearbeitet. Anbaugeräte sind für Traktoren aller Größen und für andere Nutzfahrzeuge erhältlich. Auf diese Weise können die Arbeiten so effizient wie möglich durchgeführt werden.

Für kleinere Flächen können kompaktere, handgeführte oder selbstfahrende Bodenbelüfter geeignet sein, insbesondere für Zierrasen.

Handgeräte (wie etwa die Grabegabel) sind nach wie vor wichtige Werkzeuge für die Bearbeitung kleinerer, örtlich begrenzter Bereiche, insbesondere für die Bearbeitung von Dry-Patch-Symptomen oder von Drainage- und/oder Verdichtungsproblemen.

 

Ist die Verwendung von Hohlspoons sinnvoll?

Der Einsatz von Hohlspoons ist ein technisch anspruchsvolleres Verfahren: Die Rasentragschicht wird mechanisch ausgehoben, um organisches Material, nährstoffarmen Boden zu entfernen und/oder die Oberflächenverdichtung zu verringern. Die Zinken haben einen Durchmesser von 6 bis 25 mm und eine Arbeitstiefe von 75 bis 100 mm. Bei diesem Verfahren wird das Bodenprofil mit zahlreichen Luftlöchern durchsetzt. Die Hohlräume können auch mit neuem Boden aufgefüllt werden. In der Regel wird direkt im Anschluss ein Topdressing aus Sand auf die gelochte Oberfläche aufgebracht, mit dem die entstandenen Hohlräume verfüllt (besandet) werden.

 

Was tun bei tiefer Verdichtung?

Wo sich der Boden aufgrund von Drainageproblemen oder Strukturverlusten nach Arbeiten bei Nässe verdichtet hat, können spezielle Geräte Abhilfe schaffen. Mit Spezialgeräten, die am Heck des Traktors montiert werden und in verschiedenen Größen erhältlich sind, können Flächen und Böden aller Art bearbeitet werden. Das breiteste Gerät erreicht mit 2,5 Metern eine Arbeitstiefe von bis zu 400 mm.

Maschinen wie Verti-Drain arbeiten ähnlich wie eine Grabegabel: Das tiefe Aerifizieren des Bodenprofils geht mit einer Auflockerung einher, wodurch Schlitze und Risse in tieferen Bodenschichten entstehen und Verdichtungen aufgebrochen werden. Andere Maschinen wie die Shockwave und die Earthquake arbeiten anders, aber das Endergebnis ist das gleiche. Anstelle von Zinken, die einzelne, vertikale Löcher hinterlassen, sind sie mit einer Reihe vibrierender, rotierender Messer ausgestattet, die lineare Schlitze mit einer bestimmten Tiefe erzeugen.

Entscheidend für den Erfolg der Lockerung tiefer Verdichtungen ist das Timing. Der Boden muss feucht sein, damit die Spoons maximal eindringen können, aber trocken genug, damit der Boden bricht und aufreißt. Wenn der Boden zum Zeitpunkt der Lockerung nass ist, wird er nur verschmiert. Das kann eher Schaden als Nutzen bringen. Wenn nötig, ist der Herbst die beste Zeit für diese Arbeiten.

 

Vertikutieren

Das Vertikutieren ist nicht mit dem Aerifizieren gleichzusetzen. Vertikutieren ist in erster Linie eine Maßnahme zur Rasenpflege, bei der der aufrechte Wuchs gefördert, unschöne seitliche/kriechende Triebe und Moose sowie liegen gebliebenes organisches Material entfernt werden. Zum Vertikutieren gibt es einfache, effektive Vertikutierrechen oder Eggen, aber auch hochmechanisierte Spezialgeräte mit einer Reihe von rotierenden Vertikalmessern. Abhängig von der zu bearbeitenden Rasenfläche stehen sowohl handgeführte Geräte als auch Anbaugeräte für Traktoren zur Verfügung. Bei der Auswahl des Gerätes sind die Beschaffenheit der zu bearbeitenden Fläche, die Intensität der Bearbeitung und die letztlich gewünschte Oberflächenqualität zu berücksichtigen.

Wie stark vertikutiert werden muss, hängt von der Größe des zu behebenden Problems ab. Beim turnusmäßigen Vertikutieren sollte nur die Bodenoberfläche angeritzt werden, um Moose und organisches Material aus der Grasnarbe zu entfernen. Ein intensives Vertikutieren bis in die oberste Bodenschicht ist nur dann notwendig, wenn sich übermäßig viel organisches Material angesammelt hat, etwa durch eine unregelmäßige Rasenpflege. Faktoren wie Überwässerung oder Überdüngung, mangelnde Durchlüftung oder schlechte Drainage können zu Problemen mit organischem Material führen.

Übermäßiges Vertikutieren kann für die Grasnarbe sehr schädlich sein und sollte nur in Zeiten starken Wachstums (Frühjahr und Herbst) in Erwägung gezogen werden. Im Frühjahr ist es wichtig, Moos aus der Grasnarbe zu entfernen, um das Wachstum zu fördern. Im Herbst hingegen ist es sinnvoll, die Rasenfläche im Rahmen der saisonalen Pflege und Ausbesserung in 3–4 Arbeitsgängen zu vertikutieren und die Nachsaat vorzubereiten. Dazwischen können diese Arbeiten durch regelmäßiges leichtes Harken ergänzt werden. Dies trägt dazu bei, dass der Rasen immer gut aussieht. In Kombination mit dem Mähen und dem Entfernen von organischem Material von der Rasenoberfläche sorgen Vertikutieren und Harken dafür, dass sonst kaum intensive Pflegemaßnahmen erforderlich sind.

 

Die besten Tipps zum Aerifizieren und Vertikutieren

  1. Der Zeitpunkt des Aerifizierens ist entscheidend. Bei feinen, hochwertigen Flächen sollte das Schlitzen auf den Winter beschränkt werden, um zu vermeiden, dass sich die Schlitze bei Trockenheit öffnen. Eine tiefe Auflockerung darf nur bei feuchtem Boden durchgeführt werden, um ein maximales Eindringen der Spoons zu gewährleisten und eine optimale Wirkung zu erzielen.
  2. Passen Sie die Arbeitsgeschwindigkeit den Gegebenheiten an, damit die Maßnahmen möglichst effektiv sind. Versuchen Sie nicht, die Arbeit so schnell wie möglich zu erledigen! Wenn Sie zu schnell arbeiten, dringen die Spoons nicht tief genug in den Boden ein. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Grasnarbe „ausgerissen“ wird.
  3. Intensives Vertikutieren entfernt am besten organisches Material aus dem oberen Bodenprofil, ist aber auf eine bestimmte Arbeitstiefe – in der Regel 25 mm – begrenzt. Die Arbeitstiefe sollte auf 75 % des Messerabstands begrenzt werden, um die Oberfläche nicht zu destabilisieren. Wenn in zwei Arbeitsgängen gearbeitet wird, sollte der zweite Arbeitsgang im Vergleich zum ersten mit halber Arbeitstiefe und einem maximalen Winkel von 45 Grad durchgeführt werden.
  4. Bringen Sie bei schweren Böden zusätzlich zum Aerifizieren ein Topdressing aus. Dadurch wird die Drainage verbessert, die Strapazierfähigkeit erhöht und organisches Material an der Rasenoberfläche ausgedünnt. Die Hohlräume sollten einen Durchmesser von mindestens 12 mm haben, damit sie effektiv wieder verfüllt werden können.
  5. Vertikutieren Sie den Rasen nur bei starkem Wachstum, damit er sich gut regenerieren kann. Bei einmal jährlichem Vertikutieren wird als Zeitpunkt der Herbst empfohlen. Ein Vertikutieren im Frühjahr sollte nur durchgeführt werden, wenn das Wachstum bereits begonnen hat (Mai), niemals bei heißem/trockenem Wetter.
  6. Aerifizieren/Vertikutieren Sie keinesfalls in den ersten 2–3 Tagen nach dem Ausbringen eines Düngers, um das Granulat nicht zu beschädigen und die kontrollierte Freisetzung des Produktes nicht zu beeinträchtigen.