Neue Strategien für eine Welt im Wandel

Phalaenopsis-Erzeuger Richard Ter Laak über die Suche nach neuen Strategien in einer sich verändernden Welt: „Es ist ein Prozess des ständigen Beobachtens, Handelns und Anpassens“.

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Die Welt verändert sich rasant. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge entwickeln, scheint nichts mehr selbstverständlich zu sein. Dies stellt die Erzeuger weltweit vor große Herausforderungen. Aus diesem Grund widmen wir uns in einer Reihe von Artikeln diesem Thema, um es gemeinsam mit Betrieben, Unternehmern, Forschern und anderen Interessengruppen näher zu beleuchten. Innovation und Entwicklung gehören zu den Kernwerten von ICL. Deshalb ist es uns ein Anliegen, die Community unserer Erzeuger zu unterstützen. Mit diesen inspirierenden Geschichten aus der Branche möchten wir den Erzeugern neue Ideen und Perspektiven aufzeigen, die ihnen helfen sollen, sich jetzt und in Zukunft in einer sich verändernden Welt zurechtzufinden.

 

Hohe Energiepreise stellen den Unterglasanbau in Westeuropa vor große Herausforderungen. Viele Gartenbaubetriebe sind in diesem Winter zu einer Änderung ihrer Anbaustrategie oder sogar zu einer Stilllegung ihrer Gewächshäuser gezwungen. Um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, setzt man beim Phalaenopsis-Erzeuger Ter Laak auf die Kraft der Optimierung. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltiger zu werden und gleichzeitig möglichst hohe Einsparungen bei den (Energie-)Kosten zu erzielen.

 

Richard Ter Laak bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, dass 2022 in mehrfacher Hinsicht ein ereignisreiches Jahr war. „Es begann eigentlich schon, als im September 2021 die Energiepreise in die Höhe schossen. Zum Glück haben wir es gemeinsam mit unseren Endverbrauchern noch geschafft“, erklärt der Unternehmer. Er leitet die Orchideengärtnerei zusammen mit drei weiteren Vorstandsmitgliedern – darunter sein Bruder Eduard – und einem Managementteam. Die Gärtnerei im niederländischen Wateringen kultiviert Phalaenopsis an zwei Standorten auf insgesamt 17,5 Hektar.

 

Die Gärtnerei Ter Laak kultiviert Orchideen auf 17,5 Hektar.

Richtig schlimm wurde es im Februar 2022, als der Einmarsch Russlands in die Ukraine die Energiepreise in die Höhe trieb und Ter Laak Orchids einen Teil seines Marktes verlor. „Früher haben wir etwa 15 bis 20 Prozent unserer Orchideen nach Russland, in die Ukraine und andere östliche Länder verkauft. Unser Markt verschwand praktisch über Nacht, und vielen anderen Gärtnereien erging es ähnlich. Diese Produkte mussten auf anderen europäischen Märkten abgesetzt werden, was den Preisdruck noch verstärkte. Obwohl sich die Situation im Laufe der Zeit etwas stabilisiert hat, blieb 2022 ein schwieriges Jahr.

 

Investition in LED-Beleuchtung

Ter Laak Orchids konnte sich den Herausforderungen hoher Energiepreise im Jahr 2022 nicht entziehen, obwohl das Unternehmen in den letzten Jahren erhebliche Investitionen in die Nachhaltigkeit getätigt hat und als Vorreiter auf diesem Gebiet gilt. Das Unternehmen hatte bereits Wärmepumpen und Sonnenkollektoren angeschafft und vor einigen Jahren das „DaglichtKas“ (Tageslichtgewächshaus) entwickelt: ein innovatives Gewächshauskonzept, das Energie aus Sonnenlicht zum Heizen nutzt. „Wir haben auch einige unserer SON-T-Assimilationslampen durch energieeffizientere LED-Leuchten ersetzt“, erklärt Richard Ter Laak. „Diese Umstellung haben wir im vergangenen Jahr durch umfangreiche Investitionen in LED-Beleuchtung beschleunigt. In diesem Jahr werden wir das wiederholen, sodass bald unser gesamtes Unternehmen auf LED umgestellt sein wird. Im Vergleich zu den SON-T-Lampen sparen wir so etwa 45 Prozent der Stromkosten.“

 

Das innovative Dach nutzt Sonnenlicht zur Beheizung des Gewächshauses

Ein Puzzle mit tausend Teilen

Der Strom für die Beleuchtung wird mit einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk erzeugt, das gleichzeitig Wärme und Strom produzieren kann. Ter Laak verfügt noch bis 2024 über Gasreserven, muss aber einen Teil des Gases auf dem Day-Ahead-Markt einkaufen. „Letzteres wollen wir möglichst vermeiden, denn die Day-Ahead-Preise sind hoch. Deshalb hinterfragen wir unsere Wachstumsstrategie kritisch. In der Inkubationsphase wird nun weniger beleuchtet und etwas weniger geheizt. Den Strom, den wir mit unseren Blockheizkraftwerken erzeugen, speisen wir so weit wie möglich ins Netz zurück, idealerweise zu Zeiten, in denen der Strompreis hoch ist. All diese Faktoren machen einen Prozess des ständigen Beobachtens, Handelns und Anpassens notwendig.“

 

Darüber hinaus überwacht das Unternehmen seine Produktionsplanung genau, um seine Kunden kontinuierlich beliefern zu können und für wichtige Anlässe wie Valentinstag und Muttertag über ausreichende Lagerbestände zu verfügen. „Es ist ein Puzzle mit tausend Teilen. Um sicherzustellen, dass alle Teile zusammenpassen, finden regelmäßige Treffen zwischen dem Vorstand, dem Management- und dem Produktionsteam statt“.

 

Regularien als Hindernis

Richard Ter Laak ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen die Energiekrise überstehen wird. Er betont jedoch die Notwendigkeit, den Blick stets nach vorne zu richten und sich um eine nachhaltige Entwicklung zu bemühen. „Wir wollen bis 2030 ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen. Bei diesem ehrgeizigen Ziel geht es nicht nur um die Unabhängigkeit von schwankenden Energiepreisen, sondern auch um soziale Verantwortung. Unsere Strategie beruht auf mehreren Säulen und umfasst Investitionen in Geothermie und den Einstieg in die Nutzung von Ökostrom. Ein Hindernis ist die SDE-Förderung für Geothermieprojekte, die an den Erdgaspreis gekoppelt ist. Im Moment ist diese Subvention also gleich Null. Gleichzeitig zahlen wir hohe Steuern auf den gekauften Strom. Die derzeitigen Regelungen stellen ein erhebliches Hindernis dar. Sie stehen der Nachhaltigkeit sogar im Weg.“

 

Trotz all dieser Herausforderungen blickt Richard Ter Laak positiv in die Zukunft der Zierpflanzenerzeuger in Westeuropa. „Wir haben genug Energie, Wissen und Erfahrung, um unseren Sektor zukunftsfähig zu machen, vor allem, wenn wir als Erzeuger die Herausforderungen gemeinsam angehen, idealerweise auf regionaler Ebene. Das geht über Energiefragen hinaus und betrifft auch die Wasserversorgung und andere Themen.“

 

Das Ziel im Blick

Abschließend erläutert Richard Ter Laak, wie sich die sich die Veränderungen in der Welt auf sein Tagesgeschäft auswirken. „Wie gesagt, es geht darum, flexibel zu sein und Veränderungen vorzunehmen. Obwohl ich schon immer versucht habe, langfristig zu denken, tue ich das jetzt mehr denn je. Ich bemühe mich, das Ziel im Blick zu behalten und darauf hinzuarbeiten. Dies kann durch Investitionen in die Nachhaltigkeit geschehen oder durch die Suche nach Möglichkeiten, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter zu reduzieren. Darum kommen wir nicht herum, wenn wir die Öffentlichkeit bei der Stange halten wollen.“

 

Der Erzeuger räumt ein, dass dies eine große Herausforderung darstellt, weist aber darauf hin, dass der Verzicht auf herkömmliche Pflanzenschutzmittel auch ein Umdenken bei Händlern und Verbrauchern erfordert. „Sie müssen bereit sein zu akzeptieren, dass die Produkte gelegentlich Flecken oder kleinere Makel aufweisen können.

 

Ein anspruchsvolleres Umfeld

Ein weiterer Schwerpunkt von Ter Laak ist ein effizienter, gut organisierter Betrieb und ein motiviertes Team. „Das ist entscheidend, wenn unser Unternehmen zukunftssicher werden und bleiben soll. Deshalb haben wir in den letzten Jahren viel in das Unternehmen investiert. Wir haben einen starken Vorstand und ein kompetentes Managementteam, die alles im Gleichgewicht halten. Wir können diese Herausforderungen überstehen. Und natürlich wollen wir weiterhin Pflanzen in Spitzenqualität liefern – nichts ist wichtiger als das. Alles in allem war das Umfeld im Zierpflanzensektor schon immer schwierig, aber im letzten Jahr ist es noch schwieriger geworden.“

Phalaenopsis-Erzeuger Richard Ter Laak