Greenkeepers Journal: Wachstumregulatoren auf Golfrasen

Das Greenkeepers Journal sprach mit ICL-Berater und Greenkeeper Oliver Heyne über den Einsatz des Wachstumsregulators Primo Maxx II auf Golfgrüns.

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Wachstumsregulatoren werden in den USA und in UK deutlich häufiger eingesetzt als auf unseren Golfanlagen. Sie beeinflussen das Gräserwachstum sowie die Qualität der Grasnarbe. Auch im Rahmen der coronabedingten Schließungen von Golfanlagen wurde der Einsatz diskutiert, da durch den verminderten Aufwuchs eine Reduzierung der Mäharbeiten möglich ist. Vielen Greenkeepern fehlt es jedoch an Erfahrung oder es besteht Unsicherheit aufgrund der dadurch reduzierten Regenerationsfähigkeit im Falle eines Krankheitsausbruchs. Das Greenkeepers Journal unterhielt sich mit ICL-Fachberater und Greenkeeper Oliver Heyne zum Einsatz des Wachstumsregulators Primo Maxx II auf Golfrasenflächen.

 

Herr Heyne, wie lange arbeiten Sie bereits im Rasenbereich?

Seit gut 24 Jahren, die ersten 17 Jahre als Greenkeeper und seit sieben Jahren als Fachberater für Rasenpflege bei der Firma ICL.

 

Unser Thema ist der Einsatz von Wachstumsregulatoren. Hatten Sie in der Vergangenheit mit diesen zu tun?

Meine Ausbildung habe ich im Zierpflanzenbau gemacht. Hier ist der Einsatz von Wachstumsregulatoren üblich, um beispielsweise kompakte Pflanzen zu produzieren. Aber auch in anderen Bereichen der grünen Branche werden sie häufig eingesetzt. Man kann mit der Kulturführung (Dünger- und Wassergaben) zwar einiges bewirken, das reicht aber häufig nicht.

 

Haben Sie selbst Wachstumsregulatoren wie Primo Maxx im Rasenbereich genutzt?

Ganz ehrlich: Nein! Ich glaubte, auch ohne Wachstumsregulatoren einen ebenso guten Grasbestand für die Golfspieler kultivieren zu können. Auch sträubte ich mich ein wenig davor, jeden Schritt der Industrie mitzugehen.

 

Und jetzt sind Sie ein Befürworter von Wachstumsregulatoren?

Nun, zwei Jahre später habe ich bei „Der Industrie“ im Außendienst angefangen und bei einigen Greenkeeper-Kollegen gesehen, wie die Grasbestände mit beispielsweise Primo Maxx aussehen. Ich lag mit meiner damaligen Einschätzung, dass es ohne genauso gut geht, einfach falsch.

 

Was bewirkt denn der Wachstumsregulator Primo Maxx in der Pflanze?

Die Blattspreiten wachsen langsamer, weil die Synthese von Gibberelin reduziert wird. Dieses Pflanzenhormon ist für die Zellstreckung verantwortlich. Des Weiteren bestocken die Pflanzen besser. Das heißt, sie bekommen mehr Triebe. Dadurch nimmt die Dichte des Bestandes zu. Die Wurzelmasse nimmt zu, dadurch wird die Vitalität der einzelnen Pflanzen gesteigert und der Bestand wird stabiler.

 

Macht sich das verringerte Wachstum beim Mähen bemerkbar?

Ja! Der geringere Zuwachs führt zu einer Reduzierung der Mähgänge auf allen Spielelementen. Dadurch wird Arbeitszeit und Material – zum Beispiel Kraftstoffe – eingespart. Auch wird die Standzeit der Maschinen und Geräte erhöht. Diese Einsparungen gelten im Besonderen für die Spielelemente Vorgrüns, Abschläge, Spielbahnen und gepflegte Roughs. Auf den Grüns ist die Einsparung meines Erachtens reduziert, weil die Grüns täglich abgetaut werden müssen. Üblicherweise wird dies beim Mähen erledigt. Beim Einsatz von Primo Maxx kann im zweitäglichen Rhythmus gemäht werden. Ein Abtauen oder Bügeln der Grüns ist dennoch notwendig.

 

Können Sie die Reduzierung der Mähgänge beziffern?

Die Schnittgutproduktion wird nach einer Schweizer Studie um etwa die Hälfte reduziert, was allerdings nicht zur Halbierung der Mähgänge führt. Nach einer Studie des STERF (Anm. d. Red.: Scandinavian Turfgrass and Enviroment Research Foundation) kann man die Mähgänge auf Spielbahnen um ein Drittel reduzieren. Auf den Grüns kann man im Wechsel mähen und bügeln. Das ist allerdings nur die betriebswirtschaftliche Seite.

 

Wie meinen Sie das?

Naja, die Reduzierung der Mähgänge ist eine rein betriebswirtschaftliche Seite. Die andere Seite ist die Steigerung der Rasenqualität für die Golfspieler.

 

Spielen Sie selbst?

Ja, ich bemühe mich, mein Spiel manchmal gut aussehen zu lassen.

 

Welche Qualitätsverbesserungen gibt es denn durch den Einsatz von Wachstumsregulatoren?

Beginnen wir auf den Abschlägen: Die Dichte des Rasens nimmt zu, weil die Bildung von Seitentrieben erhöht wird. Dadurch werden Abschläge stabiler und scherfester. Durch die reduzierten Schnitte muss die Pflanze zur Wundschließung weniger Energie aufwenden. Sie wird einfach weniger gestresst. Dies gilt insbesondere für schattige Abschläge, auf denen es üblicherweise zu einem verstärkten Längenwachstum kommt. Ich muss allerdings auch sagen, dass die Beseitigung von zu viel Schatten stets oberste Priorität haben muss.

Auf den Spielbahnen sorgt die erhöhte Triebzahl für eine Verbesserung der Balllage. Hierdurch wird der Ball nicht mehr so oft getoppt. In Zeiten mit besonders guten Wachstumsbedingungen sorgen Wachstumsregulatoren für einen stark verringerten Schnittgutanfall. Dadurch ist das Erscheinungsbild der Golfanlage insgesamt verbessert. Dies gilt im Übrigen auch für die gepflegten Roughs. Sollte es vor einem wichtigen Turnier zu starken Niederschlägen kommen, kann man die Mahd eher einmal ausfallen lassen. Das reduzierte Längenwachstum gibt hier dem Greenkeeping etwas mehr Spielraum.

 

Wie ist es mit den Grüns?

Wachstumsregulatoren sorgen dafür, dass die Grüns, auch 12 Stunden nach dem morgendlichen Schnitt, noch eine gute Ballrollgeschwindigkeit aufweisen. Dies ist sicherlich für berufstätige Spieler interessant, die am Abend gerne auf die Runde gehen und gute Bedingungen erwarten. Laut STERF wird das Green Speed zwischen den Grüns gleichmäßiger und variiert im Laufe des Tages weniger. Dem Greenkeeping ist es möglich, unter Beibehaltung einer für die Gräser akzeptablen Schnitthöhe, eine höhere Ballrollgeschwindigkeit über den Tag anzubieten. Die Poa annua Blütenstände bleiben durch den Einsatz von Primo Maxx kürzer, was für einen treueren Ballauf sorgt.

 

Herr Heyne, vielen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg beim Bemühen, nicht nur Ihr Golfspiel, sondern auch den Golfrasen „gut aussehen“ zu lassen.

 

Veröffentlicht im Greenkeepers Journal 2/2020