Winterschutz in Gehölzen und Stauden

Klimaveränderungen und Klimaextreme führen zwangsläufig zu notwendigen Änderungen beim Kultivieren im Gartenbau. Am Beispiel des Bundeslandes Niedersachsen werden die wichtigsten Veränderungen aufgezeigt. Dieser Trend ist mit anderen Regionen in Deutschland vergleichbar.

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Höhere Temperaturen im Jahresmittel

Seit Beginn der Temperaturmessung haben sich laut DWD (Deutscher Wetterdienst) die Jahresmittelwerte in Niedersachsen um 1,5 °C (bundesweit 1,6 °C) erhöht.

Besonders große Temperaturanstiege wurden ab der Mitte der 80er Jahre gemessen. Lag im Jahr 1910 das Jahresmittel noch bei 8,2 °C stieg dieses bis zum Jahr 2014 auf 10,8 °C, womit dieses als das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturmessungen gilt.

 

Quelle: DWD Hamburg 2020 – Klimareport Niedersachsen 2018

 

Winter – wärmer und feuchter

Die Winter werden ebenfalls milder und auch nasser. Wärmere Winter sind pflanzenbaulich gesehen leider nicht wirklich von Vorteil. Dies zeigte sich deutlich im Winter der Jahre 2008/2009.

Nach einem sehr milden Winter mit zum Teil zweistelligen Temperaturen folgte eine großflächige Kältewelle aus Richtung Osten. Diese breitete sich bis zum Mittelmeerraum aus und verursachte sehr große Schäden in der Gartenbaubranche und der Landwirtschaft. Viele Pflanzenarten hatten aufgrund der milden Temperaturen mit einem zarten Vegetationsbeginn begonnen und wurden durch die strenge und anhaltende Kälte überrascht. Nicht nur in Parks und Gärten, sondern auch in zahlreichen Produktionsbetrieben waren erhebliche Schäden zu beobachten.

Mittelwerte der Lufttemperatur und Niederschläge im Winter in Niedersachsen (Quelle: Jahresreport Niedersachsen von DWD)

 

1961–19901971–2000 1981–20102021–2050*
+ 1,1 °C+ 1,8 °C+1,9 °C+ 0,9 °C
173 mm183 mm195 mm+ 5 %

* Abweichung zum Bezugszeitraum 1971–2000

 

Winternässe

Feuchtigkeit kann gerade im Winter überhandnehmen und Schäden durch Vernässung verursachen. Da laut DWD tendenziell von feuchteren Wintern ausgegangen werden kann, ist auf eine gute Substratstruktur auch nach langer Kulturzeit zu achten.

Eine gezielte Anwendung des Benetzungsmittels H2Gro sorgt für verbesserte Drainageeigenschaften des Substrates während des Herbsts. Vorhandenes Wasser wird im Topf gleichmäßiger verteilt und überschüssiges Wasser abgeführt.

 

Vlies oder Untertunnelung

Diese zwei Möglichkeiten gelten als probateste Mittel in der Winterzeit. Der Winter 2020/2021 zeigte jedoch, dass hochwertige Folientunnel nicht immer vor Frostschäden schützen. Der geringere Schutz kann auf unzureichende Isolierungen oder auf milde Tage zurückzuführen sein, deren Temperaturen den Pflanzen einen herankommenden Frühling suggerierten. Wenn Pflanzen ihre Frostschutzmaßnahme zurückfahren, sind diese nachfolgend bei erneut einsetzendem Frost ungenügend geschützt.

 

Wässern – geht nicht, gibt’s nicht

Setzt ein vergleichsweise ‚normaler Winter‘ ein, empfiehlt ICL, die Bestände an frostfreien Tagen rechtzeitig zu wässern. Immergrüne Pflanzen verdunsten auch im Winter Wasser über ihr Laub. Nasse Töpfe oder Container speichern zudem Kälte länger. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass die Winterruhe der Pflanzen länger erhalten bleibt.

 

Bessere Frosthärte durch mehr Kalium?

Dieses Thema wird seit Jahren sehr kontrovers diskutiert. Bei ICL wurden in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen mit einer kaliumbetonten Düngung während der gesamten Kulturzeit gemacht. Generell verbessert sich auch die Frosthärte der Pflanzen. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass sich bei extremen Witterungsverhältnissen nicht alle Auswinterungsschäden durch eine erhöhte Kaliumgabe vermeiden lassen.

 

Kaliumdüngung zur rechten Zeit

Entscheidend für ein gutes Ergebnis in Bezug auf die Frosthärte ist die rechtzeitige Umstellung der N:K-Verhältnisse. September und Oktober sind für die sogenannte „Abschlussdüngung“ mit Kalium definitiv zu spät. Gerade in der Containerbaumschule ist ein rechtzeitiger Abschluss der Kulturen sehr wichtig. Hohe Stickstoffgehalte im Substrat können bei entsprechender Witterung zu einem späten, unerwünschten Triebwachstum führen. Das ist nicht nur optisch ein Mangel, sondern auch im Zuge erster Fröste gefährlich. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zur Umstellung auf eine höhere Kaliumversorgung zu finden. Nur bei einer rechtzeitigen Umstellung wird Kalium auch dort eingelagert, wo es benötigt wird: in den Zellwänden und nicht nur im Zellsaft.

Es ist umstritten, ob Pflanzen durch eine kaliumbetonte Düngung im Wachstum abschließen. Diese Beobachtung kann ICL nicht vollends bestätigen. Zwar verlangsamt sich das Wachstum witterungsbedingt mehr oder weniger, hört aber nicht ganz auf. Internodien können gegebenenfalls etwas kürzer ausfallen, dies ist bei einigen Kulturen jedoch erwünscht bzw. von Vorteil. Wichtig ist eine Reduzierung der gesamten Düngekonzentration bzw. der Stickstoffversorgung, um Frostschäden im Herbst (mit Einsatz erster Fröste) und im Winter vorzubeugen.

 

Den richtigen Zeitpunkt erkennen

Als Faustregel gilt: Wenn der Trieb ¾ seiner angestrebten Länge erreicht hat, ist der richtige Zeitpunkt für die Umstellung auf eine kaliumbetonte Düngung. Bei Starkzehrern und/oder Kulturen mit spätem Wachstum (z. B. Koniferen) ist bezüglich Ausfärbung dennoch auf eine gute Gesamtversorgung zu achten. Auch mit einem reduzierten Stickstoffangebot können die Pflanzen eine gewünschte Größe erreichen. Dabei müssen auch die Verhältnisse zwischen Kalium, Magnesium und Kalzium im Substrat beachtet werden.